Exkursion mit Tilo Sahlbach und Hubertus Milke (IWS, HTWK Leipzig), Stefan Geyler (Universität Leipzig), Erik Lange und Roger Flögel (Untere Wasserbehörde / Landkreis Nordsachsen (UWB-LKN), Robert Puchta (Sachsenforst)
Im Rahmen der Exkursion „Kleinspeicher und Wasserressourcenmanagement“ haben uns Forschende der Werkstattbereiche Wasserressourcen-Management durch Kleinspeicher und Handlungsräume der Wasserbewirtschaftung sowie Mitarbeitende der Unteren Wasserbehörde des Landkreis Nordsachsen durch verschiedene Naturräume in Dahlener Heide, Wermsdorfer Forst und bei Reudnitz geführt.
Vor Ort haben wir die Lage hinsichtlich der Verfügbarkeit von Wasser und Grundwasser erläutert und die Rückhaltepotentiale der Wiedernutzung vorhandener Speicherbauwerke aufgezeigt. Diese Kleinspeicher können auch Starkregen sammeln und sind ein möglicher Baustein für eine Dürrestrategie der Landkreise und eine wassersensible Regionalentwicklung.
Die Exkursion hat aufgezeigt, wie mit relativ überschaubaren Mitteln – im Vergleich zu Neubauprojekten – vorhandene Infrastrukturen zur Speicherung von Wasser ertüchtigt werden können. Zu gewinnen sind hierdurch eine Stabilität der Grundwasserversorgung, zusätzliche Wasserkapazitäten für Trockenperioden und ein besseres ökologisches Gleichgewicht.
Herausforderungen eines solchen Projektes sind dennoch die Finanzierung sowie die Koordination bisheriger „Einzelkämpfer“ und Gewässerunterhaltungsverbände bei der Entwicklung gemeinsamer Strategien für die jeweiligen Ziele hinsichtlich Grundwasserversorgung und der Sicherstellung eines ökologischen Gleichgewichts in den Naturräumen.
Die Exkursion hat folgende Stationen enthalten:
Ehemaliger Kleinspeicher, Waldgebiet und Renaturierungprojekt Tauschke/Treptiz und ehemaliges Naturbad Schirmenitz
Reudnitzer Waldteichkette
Neumühlteich
Hintergrund und Informationen
Im Landkreis Nordsachsen führt der sich verstärkende Klimawandel durch längere Trockenperioden und erhöhte Verdunstung zu extremen Dürren im Boden im Sommer. Hierdurch werden Flora und Fauna beeinträchtigt, und es steht gleichzeitig weniger Wasser für Landwirtschaft, Kommunen und Industrie zur Verfügung. Der Werkstattbereich Wasserressourcen-Management durch Kleinspeicher entwickelt Strategien, wie ein besserer Rückhalt des Niederschlagswassers in der Fläche erreicht werden kann. Die Auswirkungen von Musterlösungen auf den Grundwasserspiegel werden simuliert, deren administrative Rahmenbedingungen untersucht und auf Basis der Diskussion mit gesellschaftlichen Stakeholdern Handlungsempfehlungen und Bewertungskonzepte für eine wassersensible Regionalentwicklung erarbeitet. Hierfür wird eng mit dem Werkstattbereich Handlungsräume der Wasserbewirtschaftung zusammengearbeitet, der Handlungsspielräume von Wasserbehörden und Verwaltungen in Kommunen und Landkreisen untersucht.
Die Wiedernutzung bereits vorhandener Kleinspeicher bietet großes Potential für die ökologische Gesundheit und Nutzbarkeit der Naturräume. Sie können Niederschläge und Hochwasser zurückhalten und somit in Trockenphasen Wasser für die Nutzung durch Flora und Fauna in den Naturhaushalt einspeisen. Durch den Rückhalt von Wasser kann das Austrocknen der Gewässer deutlich verzögert und somit deren Potential zur Selbstreinigung und als Lebensraum deutlich länger erhalten werden.
Erste Station der Exkursion war die Tauschke nördlich von Treptitz nahe Oschatz. Tilo Sahlbach vom IWS der HTWK Leipzig hat durch den Naturraum geführt und die wasserwirtschaftlichen Perspektiven erläutert. Erik Lange (Untere Wasserbehörde des Landkreises Nordsachsen) hat den Stand des Renaturierungsprojekts der Landestalsperrenverwaltung Treptitz gezeigt. Nördlich des Renaturierungszone befindet sich der ehemalige Rückhaltebereich eines heute funktionslosen Kleinspeichers. Dessen Ertüchtigung würde die Wasserverfügbarkeit und ökologische Stabilität des Naturraums sowie Gesundheitsschutz und Waldbrandprävention deutlich verbessern.
Das ehemalige Naturbad Schirmenitz, vier Kilometer entfernt vom ehemaligen Kleinspeicher Tauschke gelegen, wurde ebenfalls aus der Tauschke aufgestaut. Im heutigen Fischereipachtgewässer des Anglerverbandes sind noch - nicht mehr funktionsfähig - Rückhalteanlagen vorhanden, die effizient wiederhergestellt werden könnten.
Historische Zeichnung des Gebietes der Reudnitzer Waldteiche (aus: E. Riedel, Forstgeschichtlicher Restvorrat)
In den Wäldern der Reudnitzer Teichkette – nordöstlich der Stadt Dahlen in der Dahlener Heide – um den Schönaer Bach befinden sich seit mehreren Jahrhunderten verschiedene teils rückentwickelte Bauwerke zur Wasserrückhaltung. Das unter Naturschutz stehende Waldgebiet wird unregelmäßig von den Teichen der Reudnitzer Teichkette durchbrochen und ist stellenweise durch Vernässung und Vermoorung gekennzeichnet.
Die naturräumliche Struktur und wasserwirtschaftlichen Potentiale wurden vor Ort von Erik Lange von der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Nordsachsen vorgestellt. Sein Kollege Roger Flögel hat die Situation hinsichtlich Oberflächenwasser und Grundwasser erläutert. Robert Puchta von Sachsenforst hat in die waldwirtschaftlichen Belange eingeführt: Für die Feuchtbiotope des historischen Wald-Teich-Gebietes ist das Vorkommen verschiedener bemerkenswerter Pflanzen und Tiere vermerkt, darunter Biber und Fischotter, die Gelb-Segge oder Rundblättriger Sonnentau. Auch dient es als Brutgebiet des Wendehalses. Durch minimalinvasive Maßnahmen könnte im Gebiet der Reudnitzer Waldteichkette deutlich mehr Wasser als bisher zurückgehalten werden. Einige Teiche könnten als Kleinspeicher dienen. Von der Wasserzurückhaltung würden sowohl der Naturschutzraum als auch die aktive Waldbewirtschaftung durch Sachsenforst profitieren.
Letzte Station war der Neumühlteich bei Neumühle. Das Naherholungszentrum mit künstlichem Badebecken dient gleichzeitig zur Fischzucht. Eine mögliche Erweiterung zum Kleinspeicher auch zur Wasserzurückhaltung wurde vor Ort erläutert.
Neumühlteich bei Schildau, Süduferzone, Radler59 (Diskussion), CC BY-SA 4.0